„Haben die Kinder in Burundi auch Hausaufgaben auf?“, „Wie backt Ihr Brot“, „Gibt es Autos in Burundi?“ – dies und noch viel mehr wollten die Kinder der Heinrich-Kirchner-Schule und des Stadt-Land-Kindergartens von Abbé Denis Ndikumana wissen. Der Priester und Leiter der katholischen Internatsschule „Petit Séminaire St Paul, Buta“ im Süden Burundis weilte drei Tage in Erlangen und nahm von den Kindern Spendengelder entgegen, die diese in den letzten Wochen und Monaten gesammelt hatten.
Am Donnerstagvormittag
frühstückte Abbé Denis mit den Kindern des Stadt-Land-Kindergartens.
Sie hatten zu diesem Anlaß selbst Brot gebacken und erfuhren, dass
die Menschen in Burundi fast kein Brot essen, weil es auf den einfachen
Feuerstellen nicht selbst gebacken werden kann und zum Kaufen zu teuer
ist. Fast ehrfürchtig saßen die Kleinen neben dem fast schwarzhäutigen
freundlichen Mann, lauschten seinen Erzählungen und wunderten sich,
dass Kinder in anderen Ländern sich ihr Spielzeug selbst basteln müssen.
Zum Abschied überreichten sie ihm einen mit drei gefalteten Glücksschweinchen
verzierten Umschlag mit 415,50 €. So viel erbrachten die Verkäufe
am Marktstand des Kindergartens, an dem die Kinder übers Jahr hinweg
das selbst gezogene Gemüse und Gebasteltes verkaufen. Das Geld kommt
dem Patenkind des Kindergartens, dem Waisenkind Momo, zugute, der seine
Eltern in dem seit 13 Jahren währenden Bürgerkriegs verloren
hat.
2440
Euro in nur zwei Wochen
In phantasievoller Weise hatten die Schüler der Heinrich-Kirchner-Schule, die anlässlich einer Erntedankfeier von der Not der burundischen Schüler erfahren hatten, in den letzten zwei Wochen Geld gesammelt: Es wurde selbst gebackener Kuchen verkauft, bei einem Trödelmarkt wechselten Spielzeug und Bücher die Besitzer, andere banden Blumensträuße und verkauften sie und vieles mehr, einige gaben sogar einen Teil ihres Taschengeldes. Am Freitagmorgen besuchte dann Abbé Denis die Schule und erzählte vor gebannt lauschenden Kindern von seinem Land und seiner Schule.
Er vermittelte ein lebendiges Bild vom Leben im zweitärmsten Land
der Welt und beantwortete die vielen lebhaft vorgetragenen Fragen. Schließlich
überreichten die Kinder ihm in liebevoll gestalteten und beschrifteten
Umschlägen ihre Spenden, die Abbé Denis sichtlich berührt
entgegen nahm. In nur zwei Wochen kamen durch die Kreativität der
Kinder 2440,99 € zusammen! Wie wenig braucht es, um bei Kindern echtes
mitmenschliches Engagement hervorzurufen und ihnen einen menschlichen Zugang
zum Leben und auch Leid anderer Menschen weit weg in unserer Welt zu ermöglichen.
Bildung
als Hoffnung im Bürgerkrieg
Am Abend hielt Dr. Ndikumana vor Eltern und anderen Interessierten einen Vortrag bei der Kolpingfamilie Büchenbach, in dem er von der Geschichte seines Landes, der Kolonialzeit unter zunächst deutscher, dann belgischer Herrschaft und der heutigen Lage berichtete. Besonders bedrückend ist die Tatsache, dass die Kolonialmächte zum eigenen Machterhalt Konflikte unter den seit Jahrhunderten friedlich zusammen lebenden Volksstämmen der Hutus und Tutsis geschürt haben, die zu blutigen Bürgerkriegen geführt haben. Seit Jahrzehnten kommt das Land nicht zur Ruhe, große Teile der Bevölkerung sind Flüchtlinge im eigenen Land, die Ernährungslage und die medizinische Versorgung sind katastrophal. In dieser Situation sind eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und Bildung wesentlich, um Stabilität und Perspektive für die geschundenen Menschen zu ermöglichen. Am Petit Séminaire St Paul, Buta sind deshalb die wichtigsten Aufgaben des Leiters und der 25 Lehrkräfte, dass die Schüler einen guten Unterricht haben, genug zu essen bekommen und ein friedliches Miteinander leben können. Nicht nur die bewegenden Schilderungen sondern auch die beeindruckende Persönlichkeit Abbé Denis’ haben die Zuhörer veranlasst, ihn bei seiner wertvollen und mitmenschlichen Arbeit konkret zu unterstützen, durch Geldspenden und auch durch Patenschaften für Waisenkinder, die in diesem Internat eine Heimat gefunden haben.