Mein Kind und das Lesen

Mein Kind und das Lesen, so lautete das Thema bei dem Diskussions- und Vortragsabend, den der Verein Für die Familie im Rahmen seiner Vortragsreihe am 19. November veranstaltete. Die Referentin, Frau E. Kornder-Bilke, demonstrierte mitreißend, daß Lesen nach wie vor eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist. Und nicht nur das: ein Buch kann Freund und Wegbegleiter sein, kann das emotionale Wachstum fördern – und man kann durchaus auch zum Vergnügen lesen!

ks. Zunächst präsentierte die Referentin Stellungnahmen Jugendlicher zum Thema Lesen und neue Medien aus Zeitungsberichten. Es zeigte sich, daß im Großen und Ganzen das Lesen sehr positiv bewertet wird, und nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, Fernsehen, Internet oder Computerspiele von den befragten Schülern als wichtiger angesehen werden.

Dann erläuterte Frau Kornder-Bilke anhand vieler, oft zum Schmunzeln anregender Beipiele aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz als langjährige Hauptschullehrerin, Tante, Patin und Mutter, warum das Lesen so wichtig ist: Lesen vermittelt nicht nur Wissen, sondern auch Werte des menschlichen Zusammenlebens. Über das Lesen findet man Anknüpfungspunkte für ein Gespräch über aktuelle, oft tiefgreifende seelische Probleme. Dies ist z. B. bei Jugendlichen, die während der Pubertät meist große Schwierigkeiten haben, über persönliche Dinge zu reden, sicher eine große Chance.

Aber wie führe ich das Kind zum Lesen? Auch hier hatte Frau Kornder-Bilke  Beispiele zur Hand, die eine breite Diskussionsgrundlage boten.
Wie wähle ich aus der Vielfalt des Angebotes altersentsprechende und gute Bücher aus? Diese Frage beantwortete die Referentin, indem sie etliche Bücher gezielt und altersbezogen vorstellte. Ein weiterer wichtiger Punkt beim Lesen, v. a. dem Vorlesen, ist die ausgeglichene bzw. freundliche Stimmung in der Lesesituation.
Wie die Referentin betonte, ist das Fernsehen in allen diesen Aspekten dem Lesen unterlegen. So geht das Fernsehen nicht auf das Tempo des Kindes ein, verflacht die Wahrnehmung und überfordert oft emotional und sprachlich. (Mehr zum Thema Fernsehen in dem Artikel Fernsehen und Sprachentwicklung).
Vor dem dritten Lebensjahr sollte deshalb nicht ferngesehen werden, doch auch für Größere gibt es nur wenige kindgerechte Sendungen.

In einem dritten Teil des Vortrags ging Frau Kornder-Bilke auf entwicklungsspezifische Besonderheiten beim Lesen ein. So ist beim Kleinkind auf einfach strukturierte Bücher zu achten. Ein Bilderbuch z. B. mit Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs erfüllt diese Anforderung. Die Umsetzung vom realen Objekt in ein zweidimensionales Bild ist schon eine große Denkleistung in diesem Alter. Ermöglichen Bücher das tatsächliche Begreifen der dargestellten Gegenstände z. B. weiches Fell bei dem Bild eines Hasen, bereitet das dem Kind besonderes Vergnügen. Das Kindergartenkind beginnt, über Gefühle zu sprechen, die Identifikation mit gewissen Situationen, z. B. „im Krankenhaus“ ist möglich. Man sollte bereits individuelle Interessen des Kindes wahrnehmen, bzw. wo nötig das Interesse an Büchern fördern z. B. mit einem eigenen Bücherregal oder selbst hergestellten Büchern. In der Grundschule entwickelt sich die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen; außerdem kann das Kind langsam Haupt- und Nebenthemen unterscheiden. Bei Über- aber auch bei Unterforderung durch die Lektüre besteht schnell die Gefahr, das Interesse zu verlieren. Im Jugendalter schließlich können Hintergründe und Motive erfaßt werden; Bücher können helfen, eigene Probleme zu bewältigen.

Nach einer anregenden Diskussion konnten an einem reichlich gedeckten Büchertisch die vorgestellten und noch viele andere Bücher durchgeblättert werden. Für Interessierte gibt es eine Bücherliste.

Quelle: Für die Familie e.V., Infobrief 3