Mitmenschlich statt menschenverachtend

ekb. Weihnachten, das Fest des Friedens für alle Menschen auf der Welt, steht vor der Tür. Doch daß auch in unserem Land ein friedliches Miteinander keine Selbstverständlichkeit ist, zeigten die schrecklichen Ereignisse von Emsdetten.
Nicht nur Prof. Dr. Chr. Pfeiffer sieht einen klaren Zusammenhang zwischen Gewalt und dem Konsum von gewalthaltigen Medien: Bei 5-10% der männlichen Jugend, die aufgrund von familiären und sozialen Belastungsfaktoren als besonders gefährdet einzustufen sind, können exzessive Gewaltszenen (und dazu gehören natürlich Killerspiele) direkt als Handlungsmuster fungieren. Er warnt schon seit Jahren vor einer gravierenden Unterschätzung des Problems der Medienverwahrlosung.
Auch wenn viele Kinder und Jugendliche, die diese Spiele spielen, nicht zu diesen 5-10% gehören, so ist der aufgezeigte Tatbestand ein gesamtgesellschaftliches Problem und birgt sozialen Sprengstoff, über den man nachdenken sollte und aus dem man Konsequenzen ziehen muß. Denn 5% von 500 männlichen Jugendlichen wären 25 Jugendliche.
Auch für Prof. Bauer, Professor für Innere Medizin und Psychiatrie, liegt der Zusammenhang klar auf der Hand. Diese Computer-Übungsspiele, die von den Armeen entwickelt wurden, um den Soldaten die angeborene Tötungshemmung zu nehmen, überschwemmen den Markt für Kinder und Jugendliche weltweit. Die Jugendlichen lernen Handlungsskripts, die u.a. auch Handlungsbereitschaften erzeugen, die je nach Situation abgerufen werden können.
Diese Spiele am Computer sind nichts anderes als Kriegsspielzeug und damit Teil einer umfangreichen Rüstungskultur. Eine schleichende Militarisierung der Gesellschaft hat stattgefunden, die Killerspiele sind ein Teil davon, wie der Medienpsychologe Streibl bereits 1996 feststellte. Computerkriegsspiele werden zu Trainingszwecken bei der US-Armee eingesetzt; umgekehrt werden Kriegsplanspiele vom Pentagon zuhauf auf dem Spielemarkt bereits an Kinder und Jugendliche verkauft. In dieser virtuellen Welt soll den Jugendlichen, die im realen Leben keine Lösung für die anstehenden Probleme sehen, das Gefühl vermittelt werden,  allmächtig über Leben und Tod sogenannter Feinde entscheiden zu können.  Unsere Jugend wird auf Gewalt als Lösungsmittel im Kleinen wie im Großen getrimmt. Es sind bereits Stimmen in Bezug auf den Amoklauf zu hören, die von „Kollateralschaden an der Heimatfront“ sprechen.
Wollen wir weiterhin unsere Kinder der virtuellen Computer- und Internetwelt ausliefern und ihr Gemüt mit solchen zerstörerischen Inhalten anfüllen? NEIN!!

Stattdessen brauchen unsere Kinder verläßliche Bezugspersonen, ob im Elternhaus oder in der Schule. Sie müssen sich  gemeint, ernst genommen fühlen  und „erzogen werden“. Rücksichtnahme, Toleranz und vor allem Mitgefühl sind die größte Hemmschwelle gegen Gewalt, sowohl in den Medien, als auch im realen Leben. Wenn es uns gelingt, unsere Kinder Rücksichtnahme und Toleranz zu lehren und dies selber vorzuleben, dann haben sie in ihrem Gemüt, von einem mitmenschlichen Gefühl getragen, Handlungsmuster verankert, die zu einem vertieften Gemeinschaftsleben und Glück führen. Ist die Beziehung zwischen den Eltern, Lehrern und anderen Bezugspersonen derart gestaltet, dann sind unsere Kinder nicht mehr der Wohlstandsverwahrlosung, also z.B. dem unkontrollierten Medienkonsum überlassen. Dann stehen das Wohl und die Unversehrtheit der Mitmenschen auf der ganzen Welt im Vordergrund und beschäftigen sie so, als ob es ihr Eigenes wäre.
Und unsere Kinder sind die Bürger von morgen, die es dann in der Hand haben, daß das Zusammenleben der Menschen am Wohle aller orientiert ist. Und dieses Zusammenleben lebt vom Dialog, der Kooperation und Menschlichkeit als zentrale mitmenschliche Priorität vor maximaler Rentabilität fordert.

Quelle: Für die Familie e.V. Infobrief 7, Dezember 2006